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Giftmischerin produziert und testet Rizin im Altersheim

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Diese ziemlich verrückte Geschichte ging vor kurzem durch die Medien:

Eine 70-jährige Seniorin aus dem US-Bundesstaat Vermont hat auf eigene Faust hochgefährliches Pflanzengift Rizin produziert – und an ihren Mitbewohnern im Altersheim getestet.

Wie das US-Justizministerium mitteilte, wurde durch die Machenschaften der 70-jährigen Betty Miller aber offenbar kein Bewohner der idyllischen Seniorenresidenz in Shelburne im Bundesstaat Vermont getötet.

Die US-Bundespolizei FBI war den Angaben zufolge aufgrund einer möglicherweise gefährlichen Substanz in Millers Appartement alarmiert worden. Die Polizisten entdeckten in der Wohnung eine Flasche mit der Aufschrift „Rizin“. Untersuchungen bestätigten, dass es sich um das hochgefährliche Pflanzengift handelte. Rizin lähmt die Atemwege und kann bei Verschlucken schon in kleinsten Dosen tödlich wirken.

Die Giftmischerin wurde festgenommen. Sie habe angegeben, „Interesse an Giftstoffen auf Pflanzenbasis zu haben“, erklärte das Justizministerium. Nach einer Internet-Recherche produzierte sie das Rizin in ihrer Küche. Um seine Wirksamkeit zu prüfen, mischte sie das Gift in Speisen und Getränke ihrer Mitbewohner.

Millers Wohnung wurde von FBI-Fachleuten für „Massenvernichtungswaffen“ durchsucht. Die Polizisten entdeckten dort noch mehr Rizin und Pflanzenbestandteile etwa von Äpfeln, Kirschen, Rizinus, Fingerhut und Hefe, aus denen nach Einschätzung der Fachleute ebenfalls Gift hergestellt werden kann. Eine Gefahr bestehe nun jedoch nicht mehr.

Das Altersheim sprach von einem Einzelfall. Um die toxikologisch interessierte Bewohnerin des Appartements kümmern sich nun die Strafverfolgungsbehörden. In die Seniorenresidenz wird sie nicht zurückkehren.

Quelle:

https://www.stern.de/gesundheit/giftkueche-im-altenheim–seniorin-braut-hochgefaehrliches-rizin-7771444.html

 

Kommentar & Ergänzung:

Keine Ahnung, wie genau die Frau Rizin produziert hat.

Rizin ist vor allem enthalten in Rizinussamen.

Wikipedia schreibt dazu:

„Rizin oder Ricin ist ein äußerst giftiges Protein aus den Samen des Wunderbaums (Ricinus communis) aus der Familie der Wolfsmilchgewächse. Chemisch ist das Protein Rizin ein Lektin, das aus einer zellbindenden und einer giftigkeitsvermittelnden Komponente besteht. Seine Giftigkeit wird auf eine Hemmung der eukaryotischen Proteinbiosynthese zurückgeführt.

Gelangt das Gift in den menschlichen Organismus, so bringt es die kontaminierten Zellen zum Absterben. Für eine tödliche Vergiftung eines Menschen genügen (bei oraler Aufnahme) 0,3–20 Milligramm isoliertes Rizin pro Kilogramm Körpergewicht entsprechend etwa acht Samenkörnern, deren Größe und Gehalt jedoch stark schwankt. Bei Kindern kann, je nach Alter und Konstitution, schon ein halbes Samenkorn tödlich wirken. Allerdings wird auch berichtet, dass selbst nach Einnahme von 40 bis 60 Samen eine Überlebenschance besteht. Dabei kommt es darauf an, zu welchem Zeitpunkt das Erbrechen einsetzt. Bei intravenöser, inhalativer oder subkutaner Aufnahme wirken wesentlich geringere Mengen letal, so bei subkutaner Gabe schon 43 μg/kg Körpergewicht.

Rizin ist in der Kriegswaffenliste des deutschen Kriegswaffenkontrollgesetzes aufgeführt.“

Für den Einsatz von Rizin als Biowaffe gibt es eine Reihe von Fallbeispielen. Dazu wieder bei Wikipedia:

„Bekanntheit erlangte der Mordanschlag mit Rizin als ‚Regenschirmattentat’ auf den bulgarischen Schriftsteller und Dissidenten Georgi Markow in London 1978.

1991 wurden in Minnesota mehrere Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppe Patriot’s Council festgenommen, weil sie für einen Anschlag auf Bundespolizisten eine Menge an Rizin hergestellt hatten, die für die Tötung von über 100 Menschen ausreichend gewesen wäre. Vier von ihnen wurden gemäß dem ‚Biological Weapons Anti-Terrorism Act’ von 1989 für schuldig befunden, sie waren die ersten nach diesem Gesetz Verurteilten überhaupt. 1995 wurde an der Grenze von Alaska ein ebenfalls dem rechtsextremistischen Lager zugerechneter Mann festgenommen beim Versuch, 130 Gramm pulverisiertes Rizin nach Kanada einzuschmuggeln.

Die Londoner Times berichtete am 16. November 2001, dass in verlassenen Al-Qaida-Häusern in Kabul Herstellungsanleitungen für Rizin gefunden worden waren, allerdings kein Rizin selbst. Im August 2002 gaben US-amerikanische Behörden bekannt, dass die islamistische Terrororganisation Ansar al-Islam Versuche mit Rizin und anderen chemischen und biologischen Kampfstoffen im Nord-Irak angestellt habe.

Am 9. Januar 2003 meldete die dpa, dass in London kleinere Mengen Rizin sowie Geräte zu seiner Herstellung gefunden worden waren. In diesem Zusammenhang wurden sechs Algerier festgenommen. Im April 2005 wurden bis auf einen alle Beteiligten freigesprochen. Ein Angeklagter wurde wegen Mordes an einem Polizisten, den er während einer Hausdurchsuchung erstochen hatte, zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Ermittlungsbehörden gaben in dem Verfahren entgegen früheren Meldungen an, kein Rizin, sondern lediglich amateurhafte Anweisungen zu seiner Herstellung gefunden zu haben.

Im Februar 2008 wurde in einem Hotelzimmer in Las Vegas Rizin gefunden. Die dortige Polizei erklärte, eine schwer vergiftete Person sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden und schwebe in Lebensgefahr. Trotz des Fundes von Waffen und ‚anarchistischer Literatur’ glaube man nicht an einen terroristischen Hintergrund.

Am 12. August 2011 berichtete die New York Times über geheimdienstliche Erkenntnisse bezüglich des Versuchs zur Herstellung von Rizin durch den regionalen Arm von Al-Qaida im Jemen. Demnach sei die US-Regierung besorgt, dass dort Rizin für Anschläge gegen die USA hergestellt werden könne.

Am 16. April 2013 wurde je ein Brief mit Rizin an den republikanischen US-Senator Roger Wicker und den US-Präsidenten Barack Obama abgefangen. Am 30. Mai 2013 wurde bekannt, dass am 24. bzw. 26. Mai 2013 zwei Briefe mit Rizin an den amtierenden New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg abgefangen worden waren. Als Absenderin der Briefe an Bloomberg und Obama wurde die Schauspielerin Shannon Guess Richardson ermittelt; sie gestand dies. Sie wurde zu 18 Jahren Haft und 367.222 Dollar Entschädigungszahlung verurteilt.

Anfang September 2014 wurden in einem US-amerikanischen Labor schlecht gesicherte Rizinrestbestände aus Waffenexperimenten im Ersten Weltkrieg gefunden, zusammen mit Pest- und Botulismus-Erregern.“

Ein ziemlich gruseliger Giftstoff, dieses Rizin

Aus Rizinussamen gewinnt man das fette Rizinusöl, das in der Phytotherapie als Abführmittel (Laxans) eingesetzt wird. Für medizinische Zwecke wird Rizinusöl durch Kaltpressung hergestellt und raffiniert, das heisst entschleimt, entsäuert und mit Wasserdampf behandelt. Raffiniertes Rizinusöl enthält kein Rizin mehr.

Das Fachbuch „Pharmakognosie / Phytopharmazie“ schreibt zur Anwendung als Abführmittel:

„Innerlich als Laxans: Je nach Dosis tritt die laxieerende Wirkung unterschiedlich rasch ein: nach Einnahme von 1 Teelöffel voll nach etwa 8 h, nach Einnahme von 15 – 30 g (1 – 2 Esslöffel) innerhalb von 2 – 4 h. Unerwünschte Wirkungen: Es können sich dyspeptische Beschwerden einstellen. In Stadien fortgeschrittener Schwangerschaft können höhere Dosen die Wehen auslösen.“

Wegen der wehenauslösenden Wirkung ist Rizinusöl auch Bestandteil von sogenannten „Wehencocktails“. Siehe dazu:

Rizinusöl zur Geburtseinleitung

Rizinusöl als Abführmittel & Wehenmittel – Wirkung via Prostaglandinrezeptor

In Kosmetik und Dermatologie wird Rizinusöl zudem wegen seiner guten Löslichkeit in Alkohol als Fettzusatz in alkoholhaltigen Externa eingesetzt, insbesondere in Haartonika.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe

Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse

Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch

 


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